Kultur frisst Fluktuation zum Frühstück
Wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden halten
Fluktuation ist nicht nur teuer und zeitaufwendig – sie ist oft ein Symptom für tieferliegende Probleme innerhalb der Unternehmenskultur.
Warum verlassen Mitarbeitende ihre Jobs? Es sind selten die „großen“ Themen wie Gehalt oder Standort – sondern die alltäglichen Erfahrungen, die sie zermürben. Eine schlechte Kultur, fehlende Entwicklungschancen oder Überforderung treiben Menschen dazu, sich nach einem neuen Umfeld umzusehen.
Die Wahrheit ist: Es liegt oft nicht an den Mitarbeitenden, sondern an der Unternehmenskultur. Studien und Erfahrungen zeigen, dass Menschen nicht einfach einen Arbeitsplatz wechseln. Sie gehen, weil...
- ... destruktive Führung sie demotiviert. Fehlende Wertschätzung, unrealistische Erwartungen oder ein kontrollierender Führungsstil sind häufige Ursachen für Frustration und letztlich für Fluktuation.
- ... Überforderung und mangelnde Balance. Dauerhafte Überlastung ohne ausreichende Unterstützung führt zu Burnout und Resignation.
- ... fehlende Klarheit und Struktur. Unklare Verantwortlichkeiten und ständiger Wandel ohne Orientierung schaffen Unsicherheit und Frust.
- ... mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten. Wer nicht wachsen kann, bleibt nicht. Menschen suchen Sinn, Perspektiven und das Gefühl, dass ihre Potenziale gefördert werden.
- ... eine fehlende Unternehmenskultur. Werte wie Vertrauen, Offenheit und Empathie fehlen in vielen Unternehmen. Stattdessen herrschen oft Angst, Misstrauen oder Gleichgültigkeit.
Doch um echte Veränderung zu erreichen, braucht es radikale Ehrlichkeit: Unternehmen müssen bereit sein, Probleme offen anzuerkennen und tiefgreifende Veränderungen anzugehen. Schönreden bringt niemanden weiter – weder die Mitarbeitenden noch das Unternehmen.
Wie Unternehmen eine starke Kultur aufbauen
Als TransformationsArchitektin und FührungsCoach sehe ich, dass die Kultur eines Unternehmens der zentrale Hebel ist, um Mitarbeitende zu halten. Eine starke Unternehmenskultur schafft nicht nur ein positives Arbeitsumfeld, sondern auch eine Basis für Wachstum, Zusammenarbeit und langfristigen Erfolg.
Was können Unternehmen tun?
- Führungskräfte als Kulturträger stärken:
Schaffen Sie Raum für Reflexion und Coaching, damit Führungskräfte destruktives Verhalten erkennen und verändern können. Fördern Sie eine authentische, wertschätzende Führung, die Vertrauen und Motivation aufbaut. - Klarheit schaffen:
Etablieren Sie klare Strukturen und Verantwortlichkeiten, um Orientierung zu geben. Definieren und kommunizieren Sie die Werte, die Ihre Unternehmenskultur ausmachen. Begleiten Sie Veränderungsprozesse mit Transparenz und Dialog, um Mitarbeitende einzubinden und Orientierung zu geben. - Entwicklung als Kern der Kultur etablieren:
Bieten Sie Mitarbeitenden Möglichkeiten, ihre Stärken einzubringen und sich weiterzuentwickeln – sei es durch Weiterbildung, Mentoring oder neue Rollen. Schaffen Sie eine Kultur, die Wachstum und Innovation fördert. - Menschlichkeit in den Fokus rücken:
Stellen Sie Vertrauen, Offenheit und Empathie ins Zentrum Ihrer Unternehmenskultur. Fördern Sie Dialoge und echte Verbindungen - sowohl im Team als auch zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden - die über rein funktionale Beziehungen hinausgehen. - Exit-Gespräche als kulturelle Lernchance nutzen:
Exit-Gespräche sind mehr als eine Formalie. Sie bieten eine einzigartige Gelegenheit, ehrliches Feedback zu erhalten und daraus zu lernen. Stellen Sie die richtigen Fragen, z. B.: „Gab es einen Moment, in dem Sie entschieden haben zu gehen?“ oder „Welche Veränderungen hätten Sie zum Bleiben bewegt?“ Nutzen Sie die Erkenntnisse, um kulturelle Muster zu erkennen und zu ändern. - Trennung von schädlichem Verhalten:
Unternehmen müssen auch bereit sein, sich ggf. von Mitarbeitenden zu trennen, die das Klima nachhaltig schädigen und keine Bereitschaft zeigen, sich zu verändern. Solche Entscheidungen sind unpopulär, aber notwendig denn die Kosten von schädlichem Verhalten können immens sein: Produktivitätsverluste entstehen, wenn Konflikte oder Demotivation Teams lähmen. Höhere Fluktuation bedeutet Rekrutierungs-, Einarbeitungs- und Wissensverlustkosten. Eine geschädigte Unternehmenskultur schwächt die Arbeitgebermarke und verringert die Innovationskraft. Langfristig beeinträchtigt schädliches Verhalten auch die Wettbewerbsfähigkeit und die Bindung von Schlüsselpersonen. Klare Kommunikation und ein fairer Trennungsprozess sind entscheidend, um negative Effekte zu minimieren.
Praktische Reflexion:
Wie steht es um Ihre Unternehmenskultur?
- Haben Ihre Führungskräfte das notwendige Know-how und die Empathie, um Teams zu stärken und eine positive und inspirierende Kultur vorzuleben?
- Wie klar sind die Werte und Strukturen in Ihrem Unternehmen definiert?
- Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden ausreichend Raum für Wachstum und Entwicklung?
- Nutzen Sie Feedback, um kulturelle Schwachstellen zu erkennen und zu beheben?
- Wie konsequent handeln Sie gegen schädliche Einflüsse, die Ihre Kultur untergraben?
Fazit: Mitarbeiterbindung beginnt bei der Kultur
Menschen wechseln selten wegen eines „Jobs“. Sie gehen, weil sie sich nicht gesehen, nicht wertgeschätzt oder nicht unterstützt fühlen.
Wenn Unternehmen ihre Kultur aktiv gestalten, Entwicklung fördern und Menschlichkeit in den Mittelpunkt stellen, schaffen sie nicht nur ein Arbeitsumfeld, das hält – sondern auch eines, das inspiriert und wachsen lässt.
Sind Sie bereit, Ihre Unternehmenskultur zu transformieren?





